von Marie Müller-Zetzsche

  |  

31. Oktober 2023

Nachdem der umtriebige, extrem rechte Publizist Arthur Ehrhardt im Sommer 1950 Ernst Jüngers Kriegstagebuch Strahlungen gelesen hatte, verfasste er einen sechsseitigen Brief an den Schriftsteller.[1] Darin kritisierte er Jünger ausführlich und breitete seine eigenen Überzeugungen zu den Verbrechen der Nationalsozialist*innen aus. Er sehe „den Ablauf der Ereignisse anders, nämlich rational“.[2] Ehrhardt bat Jünger seine „Einwände“ zu prüfen, versuchte ihn also für seine Sichtweise zu gewinnen. Dabei kombinierte er zwei Strategien, die bald zum Standardrepertoire der Holocaustverharmloser*innen und -leugner*innen gehören sollten: Abstreiten von Fakten und Erlügen vermeintlich dokumentierter Tatsachen.[3] Ehrhardt sah sich sogar in der Position, die Erinnerungen des rechten Schriftstellers anzweifeln zu können und fragte ihn ernsthaft, ob ihm da etwa „Nachkriegs-Umerziehungspropaganda mit in die Feder geflossen“ sei.[4] Dieser Brief ist das Zeugnis eines Propagandisten, der sich gezielt mit der Schuldfrage an der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik beschäftigt. Er konstruiert zudem eine antisemitische Verschwörungserzählung, wie sie unmittelbar nach dem Krieg die Veröffentlichungen von Holocaustleugner*innen durchzogen. Diese Leugnung war nicht nur Teil der Kampagne der extremen Rechten gegen die Entnazifizierung, sondern beinhaltete auch erstmals nach dem Krieg wieder massive Hetze gegen Jüd*innen. Ehrhardts Brief zeigt, wie konzertiert und international vernetzt ihre Autoren bereits in den 1950er Jahren agierten.

 

Arthur Ehrhardts Intervention

Arthur Ehrhardt war der Gründer der extrem rechten Zeitschrift Nation Europa. Monatsschrift im Dienst der europäischen Erneuerung, deren erste Ausgabe im Januar 1951 erschien.[5] Erhardt, Jahrgang 1896, arbeitete nach 1945 als Obstbauer in der Nähe seiner Heimatstadt Coburg und bereitete von dort die Gründung seiner Zeitschrift vor. In den Jahren 1934 bis 1939 war er als Lektor, Übersetzer und Autor beim Verlag Voggenreiter in Potsdam tätig, wo er eine Militaria-Reihe betreute und internationale Kontakte zu späteren Autoren der Nation Europa knüpfte. 1939 wurde er eingezogen und gehörte der Abteilung Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht an. Im Mai 1944 wurde er nach einer Beförderung dem Chef der "Bandenbekämpfung" unterstellt und gehörte somit zur Waffen-SS. Zuletzt leitete er im Rang eines SS-Sturmbannführers das Kriegsarchiv der Waffen-SS in Böhmen.

In den Nachkriegsjahren war Ehrhardt bald auf der Suche nach politischen Verbündeten. An Ernst Jüngers Tagebuch störte ihn, dass Jünger darin für das Jahr 1941/42 Gräueltaten erwähnt, von denen Ehrhardt zynisch behauptete, die wären zu dieser Zeit nicht "dran gewesen". Das betont er, weil in seiner "Argumentation" die deutschen Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung eine Reaktion auf die Luftangriffe der Alliierten waren. Als Angriffe "gegen unsere Wohnviertel und gegen unser Kulturerbe" haben sie Hitler laut Ehrhardt "aufgereizt" zu einer "immer schärferen Vernichtungswelle gegen Juden und andere Feinde seines Staates". Im nächsten Satz behauptete er, die Vernichtung der europäischen Juden – von ihm bezeichnet als "Judenverschleppungen" – sei "ursprünglich" als "gewaltsame Umsiedlungsaktion" geplant gewesen. Er steigerte sich dann in eine partielle Leugnung von Verbrennungsöfen und Gaskammern hinein, wobei er sich auf einen "Prof. Bardèche" berief. Die "riesigen Vergasungs- und Verbrennungsanlagen" seien erst nach dem Krieg erweitert worden, orientiert an den "Zahlenangaben über die Masse der Opfer".[6]

 

Der vermeintliche Experte "Prof. Bardèche"

Für Arthur Ehrhardt war Maurice Bardèche eine Autorität und Zeuge der vorgeblichen Wahrheit über den Holocaust. Ehrhardt selbst kannte durch seine Arbeit im Kriegsarchiv der Waffen-SS sehr wahrscheinlich einschlägige Dokumente, die dieser ‚Wahrheit‘ diametral entgegenstanden. Zudem war sein guter Bekannter Helmut Sündermann, der später häufig die Leitartikel seiner Zeitschrift schrieb, als ehemaliger stellvertretender Pressechef der Reichsregierung und Autor des Völkischen Beobachter ein Insider. Ehrhardt zitierte Bardèche somit als jemanden, der, gerade ohne Insider zu sein, bereit war zu bezeugen, was geglaubt werden sollte. Maurice Bardèche, Autor von Nuremberg ou la terre promise (Nürnberg oder das gelobte Land, 1948), war einer der bekanntesten französischen Neofaschisten. Nachdem er seine Professur für Literatur wegen seiner Kollaboration mit dem Vichy-Regime verloren hatte – unter anderem hatte er für die antisemitische Hetzzeitung Je suis partout geschrieben – verlegte Bardèche seine Haupttätigkeit auf politische Pamphlete. Er nahm die "Argumente" und Legenden der in Nürnberg angeklagten Kriegsverbrecher auf und verbreitete sie über seinen eigenen Buchverlag. In Nuremberg ou la terre promise setzte er die "Ausrottung der Juden" mit "neuartigen Vorgänge[n] des Krieges" gleich, zu denen er "die Ausrottung der Slawen oder die Bombardierung deutscher Städte" zählte. Das in Frankreich rasch verbotene Buch erschien 1949 auf Deutsch in einem Schweizer Verlag und zirkulierte in zahlreichen weiteren Übersetzungen etwa in Argentinien, Ägypten und Syrien in Netzwerken der untergetauchten NS-Verbrecher und in zahlreichen europäischen Ländern.

Ehrhardt bezog sich in seinem Brief an Ernst Jünger wohl auf eine Passage, in der Bardèche behauptet, "Wachspuppen" hätten nach dem Krieg in den ehemaligen Konzentrationslagern Folterszenen wie die Vergasung darstellen sollen, um „‚Presse-Turismus‘ [sic]“ anzukurbeln – hier seien einfach Gaskammern nachgebaut worden, "wo solche niemals vorher existiert haben“. Über Auschwitz führte er aus, hier die Täter-Opfer-Umkehr zuspitzend, Verbrennungsöfen seien dort nach 1945 nachgebaut worden, um "die Gewissensbisse zu beschwichtigen, die in einigen nachrechnenden Gehirnen entstehen könnten."[7]

 

Das Netzwerk der Leugner*innen

Ernst Jüngers Sekretär, der Schweizer Journalist Armin Mohler, notierte auf Ehrhardts Brief zum Absender: "Ab Januar 1951 Herausgeber der Zeitschrift 'Nation Europa' des Grimm-Kreises". Tatsächlich wollte Ehrhardt seine neue Zeitschrift zumindest in Teilen als Plattform für sein Idol, den völkischen Schriftsteller Hans Grimm, verstanden wissen. Dieser wiederum hatte ebenfalls Bardèches Nürnberg-Buch gelesen, aus dem er in seiner eigenen geschichtsrevisionistischen Erzbischofschrift zitierte. Darin leugnete er den Holocaust partiell, stellte ihn als Schuld Adolf Hitlers und einiger weniger Mittäter dar. Grimm schickte dieses Buch kurz nach Erscheinen im Mai 1950 an Maurice Bardèche. In einem Artikel im ersten Jahrgang von Ehrhardts Zeitschrift Nation Europa jonglierte Grimm mit Opferzahlen jüdischer Menschen von 600.000 bzw. 1,5 Millionen und nahm die Bibel als "Beleg" für vermeintlich lange zurückreichende Blutschuld der Juden. Die deutsche Übersetzung von Nürnberg oder das gelobte Land besorgte ein Schweizer Neofaschist. Mit ihm war Bardèche persönlich gut bekannt, denn beide waren führende Figuren in der Europäischen Sozialen Bewegung, dem Versuch, Anfang der 1950er Jahre als nationalistische Europa-Bewegung eine politische Alternative zur europäischen Einigung durch den Europarat durchzusetzen. Diesem Kreis aus Nationalsozialisten und Ex-Kollaborateuren, dessen Gründungstreffen 1951 in Malmö stattfand, ging es um eine Bewahrung und Neuauflage nationalsozialistischer Ideologie. Argumentativ wollte man diese von den Massenverbrechen des Deutschen Reiches unter Hitler trennen. Dazu verharmlosten sie diese Verbrechen häufig im Kontext einer Kriegsschulddebatte mit Berufung auf vermeintliche Autoritäten. Ganz praktisch zielten sie dabei auf eine Generalamnestie.
Aus dem groß angelegten Versuch einer faschistischen Internationale wurde allerdings nach baldigem politischen Scheitern ein Überleben in sektenartigen kleinen Zirkeln. Die Stärke dieser Zusammenschlüsse lag in der internationalen Vernetzung ihrer Publizistik. Arthur Ehrhardt machte Bardèches Übersetzer zur Schriftleitung seiner Zeitschrift. Im Brief an Ernst Jünger beschrieb er die geschichtsrevisionistischen Interventionen dieses Netzwerkes als Tribunal mit "Freunden" und "Anwälten" auf der einen und Vorhaltungen auf der anderen Seite. Jüngers Strahlungensah er hier als mögliches Beweisstück für die Anklage: "Strahlungen wird im Verlauf der von unseren Freunden in England, Frankreich und den Ver.Staaten bereits mit gutem Erfolg in Gang gebrachten Erörterungen über die Schuldfrage unsern [sic] tapferen Anwälten […] vorgehalten werden."[8] Mit Blick auf die international vernetzte Publizistik lässt sich die frühe Verharmlosung und Leugnung als einen der ersten Versuche eines konzertierten Kampagnenthemas der extremen Rechten nach 1945 ausmachen.

Ehrhardt bot in der Nation Europa selbst nahezu allen Holocaustleugner*innen eine Plattform, sei es durch Rezensionen und Bewerbung ihrer Bücher oder indem er Texte von ihnen publizierte. Nachdem er in einem dem Lebensborn gewidmeten Artikel im Juli 1959 bereits von "Auschwitzpropaganda" geschrieben hatte, veröffentlichte er im Dezember 1961 einen eigenen offen den Holocaust relativierenden Artikel in der Beilage Suchlicht: "Das Problem der 6 Millionen". Auch dieser hatte die Form eines Briefes, diesmal eines Offenen Briefes an einen Staatsanwalt der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg. Darin behauptete er viel geringere Opferzahlen und setzte die Endlösung mit den Luftangriffen der Alliierten gleich sowie mit der "Gesinnung", die nach immer weiterem "Belastungsmaterial" suchen lasse, "das letzten Endes gegen unser Gesamtvolk wirken soll".[9] Diesen programmatischen Artikel druckte Ehrhardt im Suchlicht und der Nation Europa selbst immer wieder nach, auch nach seinem Tod erschien er 1974 noch einmal.

 

Der Prozess gegen Maurice Bardèche

Im Dezember 1948 wurde Nuremberg ou la terre promise von den französischen Behörden beschlagnahmt und Bardèche 1950 wegen des Vergehens der Verherrlichung eines Mordverbrechens angeklagt. Das Gericht sprach ihn am 6. Februar 1951 frei. Im Urteil wurden die Ausführungen Bardèches sowohl über das Internationale Tribunal von Nürnberg als auch über die Résistance und die Juden als "abscheulich" bezeichnet. Sie würden aber nicht den Straftatbestand erfüllen. Die Nebenkläger Comité d'action de la Résistance und die Fédération des associations d'anciens combattants volontaires beschlossen, in Berufung zu gehen. Im Februar 1952 wurde das Verfahren wieder aufgenommen, nachdem Artikel 24 des Pressegesetzes im Jahr zuvor geändert worden war: Nun war auch die Entschuldigung von Kriegsverbrechen und der Kollaboration mit dem Feind strafbar. Der Prozess endete mit dem Verbot des Buches, einer Geldstrafe von 50.000 Franc (ca. 7.600 EUR) und einer einjährigen Freiheitsstrafe ohne Bewährung, von der Bardèche allerdings erst im Juli 1954 wenige Tage absaß, bis er begnadigt und am Nationalfeiertag entlassen wurde.[10] Seine Holocaustleugnung hatte während seines Prozesses keine explizite Rolle gespielt. Eine Ausnahme bilden jüdische Zeitungen und Organisationen wie die Pressestelle des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (JUNA). Hier skandalisierte man seine Schriften als das, was sie waren: explizit antisemitische Hetze. In den Folgejahren wurden Holocaust-Leugner und -Verharmloser immer wieder angeklagt, Straftatbestände neu formuliert oder ergänzt, um eine juristische Handhabe gegen ihre Hetze zu haben. Gleichzeitig boten solche Gerichtsverhandlungen ihnen auch eine Bühne für ihre Thesen. Bardèches Buch zirkulierte weiter und die internationale Berichterstattung hatte ihn noch bekannter gemacht.

 

Die Rolle von Übersetzungen

In der Folge des Verbotes seiner Publikation untersagten mehrere europäische Staaten Bardèche die Einreise zu Vorträgen oder Vernetzungstreffen. Umso wichtiger war es für ihn, seine Schriften im Ausland zirkulieren lassen zu können. Bereits 1950 hatte er ein zweites Nürnberg-Buch veröffentlicht, in dem er die Behauptungen Paul Rassiniers, eines ehemaligen Buchenwald-Häftlings, affirmierte. Dieser hatte 1949 in einem Erlebnisbericht aus dem Konzentrationslager die „Kapos“ –  Funktionshäftlinge, die im Auftrag der SS das Lager mitverwalten mussten – als wahre Sadisten und schlimmer als die SS dargestellt. Rassiniers kurz darauffolgendes Buch Le mensonge d’Ulysse (Die Lüge des Odesseus), in dem er explizit die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern leugnete, verlegte Maurice Bardèche dann in seinem eigenen Verlag. Auch Rassinier wurde angeklagt, nach mehrjährigem Prozess aber freigesprochen. Auf Deutsch erschien Die Lüge des Odysseus im Verlag von Bardèches Freund Karl Heinz Priester, der ebenfalls Teil der Europäischen Sozialen Bewegung war. Im Vorwort zu Rassiniers Buch schrieb Priester, er habe sich mit seinen Freunden "im Bemühen um Objektivität auf die Suche nach Geistern, die ebenso auf Objektivität bedacht sind, ins Ausland begeben. Zum Glück haben wir solche gefunden; […] und damit konnten wir unseren deutschen Lesern das Gefühl geben, daß wir nicht allein in der Welt stehen."[11] Protagonisten der Leugner*innenszene aus dem „Ausland“ sollten demnach für Neutralität stehen und die eigene Sicht aufwerten. Dafür waren Übersetzungen ins Deutsche zentral. Sie zeigten, dass nicht nur in Deutschland extrem rechte Akteure gegen die gerade erst und sehr schleppend beginnende Aufarbeitung des Nationalsozialismus hielten. Ins Englische wurde Rassinier von Harry Elmer Barnes übersetzt, der wiederum der Doktorvater des revisionistischen Agitators David Hoggan war.

Was Karl Heinz Priester mit der Übersetzung Paul Rassiniers bezweckte, motivierte auch Arthur Ehrhardt: sichtbar zu machen, dass die Vertreter*innen der propagierten ‚Wahrheit‘ in verschiedenen Ländern anzutreffen waren. Dazu zählte auch der deutschamerikanische Literaturwissenschaftler Austin J. App, der die Zahl von maximal 1,5 Millionen jüdischen Opfern in Umlauf gebracht hatte. 1947 publiziere er History's Most Terrifying Peace, aus dem die in Argentinien erscheinende Zeitschrift Der Weg im selben Jahr einen Auszug brachte. 1949 reiste er durch Europa, wo er seine Thesen vermutlich mündlich verbreitete. 1950 erschien im Salzburger Hellbrunn Verlag die deutsche Übersetzung seines Buches. Hans Grimm nahm 1951 in Nation Europa die Zahl von maximal 1,5 Millionen Opfern auf, von App selbst erschien 1952 und 1953 je ein Artikel in Nation Europa. Der Weg hatte wiederum bereits ab 1950 für Bardèches Bücher geworben. Das dahinter stehende NS-Täternetzwerk arbeitete ebenfalls an der Kampagne zur Verharmlosung und Leugnung der NS-Verbrechen, in die es ab Mitte der 1950er Jahre Adolf Eichmann einbeziehen wollte, dessen Täterwissen dem Kampagnenziel aber entgegenstand.[12] Im Juli 1954 erschien in Der Weg ein Artikel eines "Guido Heimann" (sehr wahrscheinlich ein Pseudonym) "Die Lüge von den sechs Millionen", der die Existenz jedweder Gaskammern, Gaswagen und Verbrennungsöfen in den Konzentrationslagern leugnete und weite Verbreitung durch Übersetzungen fand. Bardèche ließ denselben Autor im November 1954 einen Artikel für seine Zeitschrift Défense de l‘occident schreiben, in dem dieser sich umfassend selbst als "einen Spezialisten in einer Zeitschrift aus Buenos Aires" zitierte.

 

Fazit und Ausblick

In den 1950er Jahren bildete sich ein internationales Netzwerk heraus, das eigene Zeitschriften und Verlage, aber auch (Offene) Briefe nutzte, um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen und zu leugnen. Gesellschaftlich anschlussfähig an der Kampagne dieses Netzwerkes war die damit einhergehende Zurückweisung der als "Umerziehung" diskreditierten Entnazifizierung. Allerdings lenkte die Lesart als Kritik an der Entnazifizierung vom antisemitischen Kern der verharmlosenden und leugnenden Schriften ab. Dieser wurde vielfach ausgeblendet. Auch wenn die Leugnung und Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen noch nicht die Reichweite hatte, die sie in den 1970er Jahren entwickelte, hatten ihre Vertreter insbesondere im ersten Nachkriegsjahrzehnt in der Bundesrepublik leichtes Spiel, weil das öffentliche Interesse an den Verbrechen während des Nationalsozialismus und auch die Verbreitung von Wissen darüber sehr gering war. Mit dem Eichmann-Prozess und dem Frankfurter Auschwitz-Prozess änderte sich der Resonanzraum für die Holocaustleugnung. In der Folge radikalisierten die Autoren ihr Anschreiben gegen die Beweise in Pamphleten und eigenen Zeitschriften. Die frühen verharmlosenden und leugnenden Artikel aus Nation Europa und Défense de l’occident, aber auch Bardèches Nürnberg-Bücher und die von ihm herausgegebenen Werke Rassiniers, wurden darin vielfach zitiert.

 


[1] Der Artikel entstand im Kontext meines Forschungsprojektes zur Entwicklung rechtsradikaler Ideologie nach 1945 in Deutschland und Frankreich. Ich danke Gideon Botsch, Jakob Saß und Carsta Langner für ihre hilfreichen Anmerkungen.[2] Arthur Ehrhardt an Ernst Jünger, 15.06.1950, DLA Handschriftensammlung, Nachlass Ernst Jünger, HS.1994.0009.
[3] Zu den internationalen Netzwerken der Holocaust-Verharmlosung und -Leugnung siehe insbesondere: Stéphanie Courouble-Share, Les idées fausses ne meurent jamais. Le négationnisme, histoire d'un réseau international. Unter Mitarbeit von Pascal Ory und Aurélie Gravas. Lormont 2021; Deborah E. Lipstadt, Betrifft: Leugnen des Holocaust, Zürich 1994; Elke Mayer, Verfälschte Vergangenheit. Zur Entstehung der Holocaust-Leugnung in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung rechtsextremer Publizistik von 1945 bis 1970, Frankfurt am Main / Berlin 2003; Christian Mentel, "Auschwitz muss fallen…". Die Negation des Holocaust und die extreme Rechte in der Bundesrepublik, in: Hans-Peter Killguss / Martin Langebach (Hrsg.), "Opa war in Ordnung!". Erinnerungspolitik der extremen Rechten, Köln 2016, S. 118–129; Dominik Rigoll, Internationalismus von rechts. »Deutsch-französische Versöhnung« unter nationalistischen Vorzeichen am Beispiel von Friedrich Grimm (1888–1959), in: Anne Couderc/Corine Defrance/Ulrich Pfeil (Hg.), La réconciliation. Histoire d’un concept entre oubli et mémoire / Versöhnung. Geschichte eines Begriffs zwischen Vergessen und Erinnern, Brüssel 2022, S. 241–261.
[4] Arthur Ehrhardt an Ernst Jünger, siehe oben.
[5] Zu Arthur Ehrhardt und seinen internationalen Kontakten siehe: Gideon Botsch, Ehrhardt, Arthur, in: Benz, Wolfgang (Hg.), Handbuch des Antisemitismus. Bd. 2,2, München 2009, S. 197-198, zu seiner Zeitschrift siehe Kurt P. Tauber, Beyond eagle and swastika. German nationalism since 1945, Middletown 1967, S. 466ff.
[6] Arthur Ehrhardt an Ernst Jünger, siehe oben.
[7] Zitate aus der deutschen Übersetzung Nürnberg oder das gelobte Land im Verlag Ediciones del Restaurador, Buenos Aires 1950.
[8] Arthur Ehrhardt an Ernst Jünger, siehe oben.
[9] Arthur Ehrhardt, hier zitiert nach dem Abdruck in Nation Europa 4/1974 unter dem Titel „Die 6-Millionen-Legende“, S. 31-34.
[10] Ghislaine Desbuisson, Itinéraire d'un intellectuel fasciste: Maurice Bardèche, Paris 1990, hier S. 22ff.
[11] Vorbemerkungen des Verlages in: Paul Rassinier, Die Lüge des Odysseus, Wiesbaden 1959.
[12] Zum argentinischen Netzwerk des Dürer-Verlages und zu den Interviews dieser Gruppe mit Adolf Eichmann vgl. Bettina Stangneth, Eichmann vor Jerusalem, Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Reinbek 2014.