Denk-mal. Das Wort mag eine Zusammensetzung der Wörter „denken“ oder „gedenken“ und „Mal“, im Sinne eines markierten Punktes, sein. Begriffsgeschichtlich findet sich im 16. Jahrhundert die Bedeutung „Erinnerungszeichen“. Im 17. Jahrhundert konkretisiert sich dieser Begriff zu einem „gegenständlichen Bauwerk, Standbild“.[1] Die Bandbreite dessen, was in Vergangenheit und Gegenwart unter einem Denkmal verstanden wurde und wird, ist groß.[2] Weiter gefasste Definitionen bezeichnen neben materiellen auch nicht-materielles[3], wie etwa Jahrestage als „Denkmäler in der Zeit“[4].

Denkmäler können folglich sowohl als Gebilde plastischer als auch sprachlicher Art verstanden werden.

 

Sprachliche Denkmäler

Sprachliche Denkmäler sind „narrative Abbreviaturen“, also „Ultrakurzgeschichten“ oder „Einsprengsel der Geschichte“ [5] in Form von Worten, Namen und Symbolen. Als solche rufen sie historische Narrative auf, die im kollektiven, gemeinsamen Gedächtnis einer Gesellschaft eingelagert sind und daher für viele Angehörige dieser Gesellschaft keiner ausführlichen Erklärung mehr bedürfen. Beispiele dafür sind Begriffe wie „das Wirtschaftswunder“ oder „der Hamburger Feuersturm“, die auf den ersten Blick sehr allgemein klingen, jedoch für eine große Mehrheit spezifische Zeiträume (Nachkrieg, Zweiter Weltkrieg) bezeichnen und ebenso damit verbundene Narrationen wecken – sowohl offizieller Art, etwa aus Schulbüchern, Zeitungsartikeln o.ä. als auch subjektiver Art von verwandten und bekannten Zeitzeug*innen. Auch Nationalfeiertage („der 3. Oktober“) lassen sich nach dieser Definition als Denkmäler bezeichnen.

 

Plastische Denkmäler

Die plastische Form von Denkmälern ist wohl die bekanntere, da sie entlang vieler Straßen, an Plätzen oder in Parks sichtbar wird. Plastische Denkmäler sind in Bezug auf Typ, Kontext und Bedeutung mannigfaltig. So lassen sich etwa Architektur-, Natur- oder historische Denkmäler unterscheiden, mit jeweils weiteren Unterkategorien. Ihre jeweiligen Spezifika sind allerdings nicht einheitlich voneinander abgrenzbar. Gerade in Deutschland, wo die Reichsgründung von 1871 auf die drei sogenannten „Einigungskriege“ Preußens gegen Dänemark, Österreich und Frankreich zurückgeführt wird, können Kriegsdenkmäler gleichzeitig Nationaldenkmäler sein. Wenn daher von Denkmälern die Rede ist, erscheint es sinnvoll, den Begriff je nach Kontext und konkretem Bezug zu spezifizieren.

 

Historische Denkmäler mit gesellschaftlicher Funktion

Im Mittelpunkt dieses Dossiers stehen plastische historische Denkmäler. Diese werden definiert als gegenständliche, öffentlich zugängliche Werke, die zum Gedenken anregen und Erinnerung stiften (sollen). Neben National-[6] und Kriegerdenkmälern zählen hierzu auch Mahnmale und Gegendenkmäler. Als Objekte, „die vom Menschen selbst hergestellt oder modifiziert sind“[7], sind Denkmäler Bestandteil der materiellen Kultur eines Landes. In diesem Verständnis lassen sie sich zudem als (in der Regel) nichtbewegte Güter beschreiben, die je nach Gesellschaft und Zeit unterschiedliche Bedeutungen tragen können.[8] Sie sind jedoch vor allem Medien, die im Mittelpunkt (geschichts-)kultureller Interaktion stehen; sie werden gestiftet, erbaut, an ihnen wird Gedenken vollzogen und gefeiert. Sie definieren sich deshalb weniger über ihr Objekt als über ihre jeweilige gesellschaftliche Funktion und Einbindung.[9]

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist wohl das im deutschsprachigen Raum bekannteste Beispiel für ein Mahnmal, Foto: mauro gambini: Berlin, Holocaust Mahnmal, 08.05.2009, via Flickr, CC BY-NC-ND.

[1] „Denkmal“, in: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, aufgerufen am 30.11.2022.
[2] Ein kleines Dossier beispielhafter Definitionen findet sich bei Gerhard Schneider: Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen – Didaktisch-methodische Bemerkungen zum Unterricht im 9. bis 13. Schuljahr, in: Hans-Jürgen Pandel/Gerhard Schneider (Hg.): Handbuch der Medien im Geschichtsunterricht, 6. Aufl. Schwalbach/Ts. 2011, S. 557–610, hier S. 584–587.
[3] Vgl. „Denkmal“, in: Harald Olbrich (Hg.): Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie, Bd. 2. Leipzig 1989, S. 121–124, hier S. 121.
[4] Aleida Assmann: Jahrestage – Denkmäler in der Zeit, in: Paul Münch (Hg.): Jubiläum, Jubiläum. Zur Geschichte öffentlicher und privater Erinnerung. Essen 2005, S. 305–314.
[5] Jörn Rüsen/Klaus Fröhlich/Hubert Horstkötter/Hans Günter Schmidt: Untersuchungen zum Geschichtsbewußtsein von Abiturienten im Ruhrgebiet, in: Bodo von Borries/Jürgen Pandel/Jörn Rüsen (Hg.): Geschichtsbewußtsein empirisch. Pfaffenweiler 1991, S. 221–344, hier S. 231.
[6] Mit diesem komplexen Denkmaltypus setzt sich u. a. genauer auseinander: Helke Rausch: Kultfigur und Nation. Öffentliche Denkmäler in Paris, Berlin und London 1848–1914. München 2006.
[7] Andreas Ludwig: Materielle Kultur, Version 1.0., aufgerufen am 15.06.2017.
[8] Vgl. Andreas Ludwig: Materielle Kultur, Version 1.0., aufgerufen am 15.06.2017.
[9] Vgl. Jochen Spielmann: Stein des Anstoßes oder Schlußstein der Auseinandersetzung? Bemerkungen zum Prozeß der Entstehung von Denkmalen und zu aktuellen Tendenzen, in: Ekkehard Mai/Gisela Schmirber (Hg.): Denkmal – Zeichen – Monument. Skulptur und öffentlicher Raum heute. München 1989, S. 110–114, hier: S 113; Andreas Ludwig: Materielle Kultur, Version 1.0., aufgerufen am 15.06.2017.