Erste Festivalausgabe von moving history 2017, Filmmuseum Potsdam, Foto: Aleksandra Miljkovic
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Erste Festivalausgabe von moving history 2017, Filmmuseum Potsdam, Foto: Aleksandra Miljkovic

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Erste Festivalausgabe von moving history 2017, Filmmuseum Potsdam, Foto: Aleksandra Miljkovic

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Erste Festivalausgabe von moving history 2017, Filmmuseum Potsdam, Foto: Aleksandra Miljkovic

Im Sog der Geschichte

Das Potsdamer Festival des historischen Films 2025

Am 27. September 2025 verleiht moving history, Potsdams Festival für den historischen Film, die CLIO 2025. Mit dem von der Landeshauptstadt Potsdam gestifteten Preis wird jährlich ein herausragender deutscher Geschichtsfilm ausgezeichnet. Der Preis ging diesmal an Mascha Schilinskis Spielfilm IN DIE SONNE SCHAUEN (D 2025).

Erinnerungskultur ist ohne Geschichtsfilme kaum denkbar. Jedes Jahr wird eine beträchtliche Anzahl produziert, die dann im Kino, TV und auf Streaming-Portalen läuft und ein Millionenpublikum erreicht. In Summe fungieren sie als zeitgemäße, audiovisuelle Medien der Erinnerung, die historische Erfahrungen im kollektiven Gedächtnis verankern und als Anstoß für gesellschaftliche Auseinandersetzungen dienen. Selbstverständigung über die Vergangenheit findet vielfach über Geschichtsfilme statt. Damit sind sie zugleich auch Ausdruck der gegenwärtigen Diskurse und Denkweisen unserer Zeit.

Auf dieser Grundlage veranstaltet der Verein moving history seit 2017 im Filmmuseum Potsdam und im Berliner Zeughauskino das in Deutschland einzigartige „Festival des historischen Films“. Es wurde mit der Idee ins Leben gerufen, jährlich neue Produktionen zu präsentieren und einen intensiven Austausch zwischen den Filmschaffenden, Expertenkreisen (wie Historiker*innen, Filmwissenschaftler*innen und -kritiker*innen) und dem Publikum zu ermöglichen. Um dies umzusetzen, kooperieren Verein und Festival unter anderem eng mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.

 

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Preisverleihung der CLIO 2017 an die Die Blumen von gestern von Chris Kraus (2.v.r.) mit Festivalleiterin Ilka Brombach, Laudator Per Leo und Schirmherrin Margarethe von Trotta, 2017, Foto: Aleksandra Miljkovic

 

Auch wenn der traditionsreiche Studiobetrieb in Potsdam-Babelsberg derzeit ums Überleben ringt, erweist sich die aktuelle deutsche Geschichtsfilmproduktion weiterhin als ungebrochen lebendig. Aus knapp fünfzig, im Zeitraum Frühjahr 2024 bis Frühjahr 2025 erschienenen Arbeiten wählte eine Jury sechs herausragende Filme für die Shortlist aus, aus der wiederum der Preisträgerfilm gekürt wurde. Das vorliegende Dossier stellt diese Filme vor und erläutert, worin das filmkünstlerisch Besondere und historisch Sehenswerte besteht.

Die Autorinnen und Autoren – und zugleich Mitglieder der Jury – argumentieren dabei aus unterschiedlichen Perspektiven. Etwas, was wiederum mit der Shortlist korrespondiert, deren Filme sehr unterschiedliche Zugänge zu historischen Themen entwickelt haben. Doch bei aller Verschiedenheit lassen sich auch gewisse Schnittmengen erkennen, die auf wiederkehrende Fragestellungen und Motive verweisen.

 

Filmplakate von IN DIE SONNE SCHAUEN (R: Mascha Schilinski, D 2025), DIE MÖLLNER BRIEFE (R: Martina Priessner, D 2025) und LEIBNIZ – CHRONIK EINES VERSCHOLLENEN BILDES (R: Edgar Reitz, Anatol Schuster, D 2025) © Studio Zentral, inselfilm produktion, if... Productions, ERF Filmproduktion

 

IN DIE SONNE SCHAUEN (R: Mascha Schilinski, D 2025) und DIE MÖLLNER BRIEFE (R: Martina Priessner, D 2025) thematisieren persönliche und gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit Trauma und Erinnerung. In beiden Filmen ist erfahrene Gewalt ein zentrales Thema, das die Lebensrealitäten der Protagonist*innen prägt. Während DIE MÖLLNER BRIEFE unmittelbare, konkrete Gewalterfahrungen und deren soziale Folgen dokumentiert, arbeitet IN DIE SONNE SCHAUEN mit einer fiktionalen, generationsübergreifenden Darstellung von Gewalt als fortwährendem kulturellem und emotionalem Erbe.

Die Spielfilme IN DIE SONNE SCHAUEN und Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes (R: Edgar Reitz, Anatol Schuster, D 2025) vermessen auf sehr unterschiedliche, aber jeweils höchst unkonventionelle Weise die filmischen Möglichkeiten, Geschichte darzustellen. Bei Mascha Schilinski wird im Zusammenspiel von Montage, Kamera, Schauspiel und Sound Erinnerung als körperliches und alle Sinne betreffendes Geschehen vorgestellt; vier Zeitebenen mit ihrem Personal in ihrer jeweiligen historischen Dingwelt verschmelzen. Reitz dagegen setzt auf Reduktion. Sein Film ist ein Kammerspiel, das uns mit jedem Satz, jeder Einstellung die Ideen und Werte der Aufklärung nahebringt.

 

Filmplakate von ICH WILL ALLES. HILDEGARD KNEF (R: Luzia Schmid, D 2025), FRIENDLY FIRE R: Klaus Fried, Julia Albrecht, D/Ö 2025) und RIEFENSTAHL (R: Andres Veiel, D 2024) © Piffl Medien, Hanfgarn + Ufer mischief Films, Majestic Filmverleih

 

ICH WILL ALLES. HILDEGARD KNEF (R: Luzia Schmid, D 2025), RIEFENSTAHL (R: Andres Veiel, D 2024) und Friendly Fire R: Klaus Fried, Julia Albrecht, D/Ö 2025) setzen sich mit herausragenden wie widersprüchlichen Künster*innenpersönlichkeiten auseinander. ICH WILL ALLES gehört zu den dokumentarischen Künstlerinnenporträts der letzten Jahre, die vermehrt die Leistung von Frauen in den jeweiligen Künsten würdigen. Der Film zeigt nicht nur den Star Hildegard Knef, er macht auch ihr literarisches Talent (als Autorin und Texterin ihrer Songs) sowie ihre rhetorische Klugheit (gerade auch im Umgang mit den damaligen Medien) sichtbar. Friendly Fire wiederum gehört zu einer Reihe von aktuellen Dokumentarfilmen, die als Recherche zur eigenen Familiengeschichte konzipiert sind. Hier geht der Regisseur Klaus Fried den vielen Facetten des Dichters und berühmten Vaters Erich Fried nach, dessen Leben zwischen Kunst und politischen Idealen sowie familiären Realitäten er dokumentiert. RIEFENSTAHL schließlich ist ein Porträtfilm, der sich einer Herausforderung eigener Art stellt. Die Regisseurin Leni Riefenstahl schuf ikonische Bilder; nach 1945 hat sie ihre Verstrickung mit dem NS-Regime stets geleugnet und die Darstellung ihrer Biografie zu kontrollieren versucht. Der Film, der den umfangreichen Nachlass der Riefenstahl verwendet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, hinter die Selbstdarstellung zu schauen, die die öffentliche Riefenstahl-Rezeption bis heute geprägt hat.

Indem die genannten Filme emotionale Erzählebenen mit philosophischen und politischen Fragestellungen verbinden und so Diskurse über Identität, Erinnerung und Verantwortung anregen, wirken sie gleichermaßen als Medium für kritische Geschichtsbetrachtung wie drängende Gegenwartsbefragung. Zugleich knüpfen sie an gegenwärtige Diskussionen und Forschungsfelder der Zeitgeschichte und darüber hinaus an.

 

Das moving history-Programm 2025 finden Sie hier

Mehr über den Verein moving history e.V. finden Sie hier 

Einen Rückblick der bisherigen CLIO-Gewinner finden Sie hier 

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Zitation

Ilka Brombach, Peter Ulrich Weiß (Hg.), Im Sog der Geschichte. Das Potsdamer Festival des historischen Films 2025, in: Zeitgeschichte-online, , URL: https://www.zeitgeschichte-online.de/themen/im-sog-der-geschichte